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 Ich drehe mich im Kreis

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BeitragThema: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyDi 20 Nov 2007, 21:39    © Admin
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Johanna Erstellt: 06.10.07, 18:20

Hallo zusammen,

zufällig bin ich auf dieses Forum gestoßen und ich habe den Eindruck dass man hier wirklich mit Leuten zu tun hat, die wissen von was sie schreiben.

Ich betreue seit 1 Jahr meine Schwiegermutter ( 80), die bei uns im Haus lebt. Sie leidet an Alzheimer Demenz im mittleren Stadium. (Wurde im April 2007) festgestellt. Eine Pflegestufe habe ich im November 2006 beantragt ( nach einem Krankenhausaufenthalt bei dem sie völlig neben sich stand) diese wurde erst nach Widerspruch und viel Aufwand bewilligt.

Ich habe 3 Kinder (19/17/13) und bin 1/2 tags berufstätig. Meine 2 Töchter sind auch schon in der Berufsausbildung. Während ich arbeite sind 3-4 verschiedene Frauen von der Diakonie bei meiner Schwiegermutter bzw. 1 x wöchentlich vormittags besucht sie eine Gruppe für Demenzkranke.

Jetzt zu dem was mich z.Zt. wieder einmal sehr belastet: Mein Familien- bzw. Eheleben bleibt zusehends auf der Strecke. Abgesehen davon, dass meine 2 Töchter auch schon ihre eigenen Wege gehen, ist unsere Familie doch sehr dadurch belastet, dass wir überhaupt nichts mehr gemeinsam unternehmen können, weil mind. einer zuhause bei der Oma bleiben muss. Außerdem ist sie natürlich sehr auf mich fixiert und ist meist verunsichert wenn ich nicht da bin.

Mein Mann hat 5 (i.W. Fünf) Geschwister. 2 Brüder davon melden sich regelmäßig und alle 4-6 Wochen holen sie die Oma auch mal Sonntags für ein paar Stunden ab. Der andere Bruder und die 2 Schwestern haben sich nun schon mehrere Wochen überhaupt nicht mehr gemeldet. Und wenn man mal vorsichtig anfragt ob sie auch mal Zeit für ihre Mutter hätten, dann hört man nur alle möglichen Gründe warum sie keine Zeit hätten.

Ich bin die ganze Woche morgens von 5.45.bis 7.45Uhr und wieder ab 12.30 Uhr im Haus. Ich kümmere mich um alles. Samstags und die restlichen Sonn- und Feiertag verbringe ich auch zuhause. Ich hab auch schon versucht alle an einen Tisch zu bekommen. Aber auch das funktioniert nicht. Ich komme einfach nicht mehr weiter. Ich habe auch schon an Tagespflege gedacht, aber sobald meine Schwiegermutter aus dem Haus soll ist das mit mehr Aufwand und neuen Problemen verbunden. Entschuldigt dass mein Beitrag jetzt so lang wurde aber vielleicht habt ihr ja irgend eine Lösung für mich.

Gruß Johanna
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyDi 20 Nov 2007, 21:41    © Admin
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LillNalle Erstellt: 07.10.07, 18:38

Liebe Johanna

Als erstes möchte ich dich in diesem Forum ganz herzlich willkommen heissen.

Dein Bericht hat mich sehr beeindruckt, vorallem weil ich so vieles an selbst erlebtem darin wieder finde. Wie das Eheleben das auf der Strecke bleibt, weil immer mehr "die Demenz" anfängt den Alltag zu bestimmen. Sowohl Verwandte, wie auch Freunde lernt man erst in solchen schweren Zeiten richtig kennen. So vieles kommt ganz anders als wie man vorher geglaubt hat........

Leider können wir an menschlichem Verhalten rund um uns nur sehr begrenzt was ändern. Darum ist es für uns um so wichtiger, sich selbst im Ganzen nicht auch noch zu verlieren und irgendwie doch den Kopf über Wasser zu halten.

Wenn ich dich richtig gelesen habe, so hast du eigentlich nur Hilfe für die Oma in der Zeit wo du arbeitest. Ausser alle 4 bis 6 Wochen die Stunden, wo einer der beiden Brüder deines Mannes sie mal für ein paar Stunden abholen. Da bleibt in der Tat nicht mehr viel Zeit für dich und deine Familie übrig. Die Frage ist nun wie fitt ist die Oma körperlich - ich meine wieweit könnt ihr sie für Ausflüge, Besuche u.s.w. mitnehmen.
Solange dies bei uns noch möglich war, hatte ich mich nicht ganz so arg isoliert gefühlt. Zu Hause wiederum hat mir das Internet geholfen Kontakte nach Aussen zu pflegen. Die Spannungen zwischen meinem Mann und mir waren oft sehr schwierig, vorallem weil einfach zu wenig Zeit vorhanden war um in aller Ruhe miteinander reden zu können. Erst jetzt im Nachhinein sind wir uns durch all das gemeinsam Erlebte noch näher gekommen als zuvor. Aber zu der Zeit war es manchmal unerträglich.

Eine Tagespflege würde ich Heute aus eigener Erfahrung sehr empfehlen. Vorallem hilft es dabei, das die ohnehin schon bestehende Personenfixierung nicht noch stärker wird. Was auch ein späterer Heimeintritt etwas erleichtern könnte. Auch wenn es mit mehr Aufwand und Problemen verbunden ist wenn deine Schwiegermutter aus dem Haus soll, so ist dies vermutlich doch das kleinere Übel (auf längere Sicht gesehen).
Da wir mit Erik sowohl in der Schweiz wie auch in Schweden wohnten, hatten wir leider kaum Möglichkeiten auf irgend eine Hilfe zu zu greifen. Somit ist aber seine Fixierung auf mich schlussentlich soweit gegangen das ich kaum noch alleine auf die Toilette gehen durfte. Sein späterer Heimeintritt wurde dadurch bei weitem mehr als nur furchtbar (milde ausgedrückt), für ihn, für mich und auch für das Pflegepersonal......

Ich denke dir geht es ähnlich wie es mir ergangen ist. Man versucht dauernd alles unter einen Hut zu bringen und selbst bleibt man meist auf der Strecke. Das geht aber leider nicht auf lange Sicht und je weniger Zeit man "freischaufeln" kann je schneller kommt man an die Grenzen der eigenen Kraft. Auch dieses Argument ist nicht unwichtig wenn es um Tagespflege, ja oder nein geht. Du hast eine Familie wo dich ebenfalls braucht und wenn du nicht mehr kannst, könnte es schnell zur Katastrophe für alle Seiten enden. Zu erkennen wann und wo die eigene Kraft erschöpft ist, kann schnell übersehen oder überschätzt werden......Wieviel schlaf hast du Nachts? Schläft deine Schwiegermutter durch oder wirst du schon mehrmals geweckt? Mit was kann sie sich noch eine gewisse Zeit alleine beschäftigen - so das du die Hände frei hast? Das sind alles ganz wichtige Fragen wenn es um das wichtige, gerne übersehene eigene Auftanken geht. Je weniger du das noch kannst, je schneller wird deine Luft draussen sein.

Ich mache mir schon etwas Sorgen um dich. Vorallem weil ich selbst bei mir schon sehr über meine Grenze kam als es um die Frage Heimeintritt ging. Ich wäre darum sehr froh, wenn du mir den Alltag mit deiner Schwiegermutter etwas genauer beschreiben könntest. Alzheimer im mittleren Stadium ist immer noch ein ziemlich dehnbarer Begriff.

Ich sende dir ganz viel Kraft und viele mitfühlende Gedanken

Sei ganz lieb gegrüsst

Ursula
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyDi 20 Nov 2007, 21:44    © Admin
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Johanna Erstellt: 16.10.07, 10:43

Hallo Ursula,

vielen Dank für deine Antwort. Ich kam leider nicht früher dazu mich wieder zu melden. Meine Schwiegermutter hatte mehrere Arzttermine und das ist immer sehr anstrengend. Sie geht wie ich schon sagte nicht gerne aus dem Haus. Auch erst heute morgen wieder als ich ihr sagte, dass heute Dienstag ist und sie ihr Sohn abholt und in die Betreuungsgruppe bringt. Sie war total überrascht und ich habe den Eindruck nur weil sie ihren Sohn sieht geht sie auch mit. Wenn sie allerdings mittags nach Hause kommt ist sie meistens zufrieden und sie fand es auch ganz "nett" dort. Das ist aber auch schon die ganze Auskunft, die ich auf Nachfrage erhalte. Manchmal war es auch "furchtbar", aber warum kann sie mir nicht sagen.

Also mitnehmen zu irgendwelchen Veranstaltungen oder Freunden ist relativ schwierig, denn wenn da mehr als 2-3 Personen sind ist sie einfach überfordert und es strengt sie auch sehr an. Auch zum Einkaufen kann ich sie nicht mehr mitnehmen. Sie kann schlecht laufen ( hat im Laufe des letzten Jahres kräftemäßig sehr abgebaut), ist auch schon mehrfach gestürzt allerdings ohne große Verletzungen. ( nur blaue Flecken und Schmerzen wo sie nicht weiß woher)

Sie leidet ausserdem an Rheuma und nimmt dagegen Prednisol. Sie hatte auch immer wieder Eisenmangel ( vor 9 Jahren OP w/ Darmblutungen). Der Eisenmangel ist jedoch behoben seit sie nicht mehr selbst kocht und bei uns mitisst, bzw. isst was ich ihr hinstelle. Sie hat jahrelang nur von zerkochten Karotten u. Kartoffeln gelebt. Wurst isst sie auch heute noch nicht gerne, auch sonst ist sie sehr wählerisch. Kein Fisch, kein Käse aber jetzt wieder Obst und Gemüse weil sie vergessen hat was sie alles nicht mehr essen "darf". ( Einbildung) Sie bekommt für den empfindlichen Magen Omeprazol.

Sie könnte schon noch einiges im Haushalt machen, ( Kartoffeln schälen, Gemüse putzen) aber es muss jemand dabei sein weil sie dann auch kochen will und die Töpfe schon morgens um 8 Uhr auf den Holzherd ( = Heizung in Küche) stellen oder daraus mm-Stückchen schneiden würde. Der Holzherd ist auch ein "Problem", weil sie immer wieder Holzscheite auf die heiße Herdplatte oben drauf legt.

Nachts ist es zur Zeit etwas ruhiger geworden. Sie steht zwar ab und zu nachts auf, zieht sich an ( wenn sie sich überhaupt ausgezogen hat - will kein Nachthemd mehr anziehen, schläft meistens in Pullover, Unterwäsche u. Strümpfen), und geht in die Küche. Wenn sie kein Frühstück auf dem Tisch findet (Tee steht immer da) legt sie sich meistens ohne besondere Vorkommnisse wieder hin. Manchmal legt sie sich aber auch aufs Sofa und wundert sich dann warum ihr am nächsten Tag alles wehtut. Aber ich bemerke meist erst morgens ob sie nachts unterwegs war. Ich wollte anfangs (da hat sie nachts noch Feuer im Herd gemacht) ein Babyphon aufstellen aber da kam ich überhaupt nicht mehr zur Ruhe. Seither schlafe ich wieder etwas besser. Sie weckt mich nachts noch nicht. (Sie hat ja eigene Wohnung im EG, unsere Whg ist nebenan, aber über 2 Stockwerke und unsere Schlafzimmer sind oben, da war sie schon seit mind. 10 Jahren nicht mehr) Was immer wieder vorkommt ist, dass sie Abends (sie geht schon um 18.30 Uhr ins Bett) zwischen 19.30 und 22.00 wieder aufsteht und meint es sei schon wieder Morgen.

Doch zum Schluss noch was Positives. Letztes Wochenende konnte ich etwas Kraft tanken. Samstags war sie bei meiner Schwägerin von 9-18 Uhr und am Sonntag war sie auch ein paar Stunden bei einem ihrer Söhne. Ich kann mich da schon erholen und ich bin dann auch wieder "gelassener" aber die Kraft lässt einfach immer schneller nach. Aber so wie es im Moment aussieht habe ich auch am kommenden Sonntag wieder ein paar Stunden "OMAFREI".

Viele Grüße Johanna
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
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LillNalle Erstellt: 18.10.07, 11:15

Liebe Johanna

Das deine Schwiegermutter für die Betreuungsgruppe nur mitgeht wenn sie ihren Sohn sieht der sie abholt, sagt mir das sie jeglichen Zeitbegriff verloren hat. Das sie die Zeiten dort manchmal als "nett" empfindet oder als "furchtbar", ohne das sie näheres dazu sagen kann - sagt mir: Das sie, bis sie wieder zu Hause ist schon vergessen hat was die Gründe für ihre jeweiligen Empfindungen sind. Wärend Gesagtes und Erlebtes schnell wieder vergessen geht, können aber Emotionen und Gefühle unter umständen noch Tagelang anhalten. Da das logische Denken und Zusammenhänge verstehen immer mehr schwindet, können manchmal die komischsten Begebenheiten in Sekundenbruchteilen aus etwas schönem etwas furchtbares machen. In dem Zusammenhang habe ich mit Erik Situationen erlebt wo ich mir manchmal sagte: Da braucht es schon eine Demenz dazu um das eine oder ander so verdreht zu interprätieren.......Die Hauptsache ist, das deine Schwiegermutter von der Betreuungsgruppe meistens ganz zufrieden nach Hause kommt und es ganz "nett" empfunden hat. Es ist sowohl für sie, wie auch für dich gesünder wenn du nicht rund um die Uhr ihre Bezugsperson bist.

Das mit dem Holzherd ist schon ein grösseres Problem. Ich hoffe vorallem das ihr dort beim Herd in der Nähe einen Rauchwarner habt. Noch besser wäre wenn sie selbst kein Feuer mehr machen könnte. Sei es weil keine Streichhölzer da sind oder das Holz für sie zu weit weg ist um es selber zu holen......Da sie bei euch mitisst, wäre es vielleicht möglich das sie dir beim Kochen "mithilft"? Gemeinsam in der Küche zu stehen, könnte ihr auch ein Gefühl des noch gebraucht werden geben. Bei Erik waren dies immer Höhepunkte des Tages. Bis zum schluss hat zwar jedes Essen gleich ausgesehen, da er so gerne intensiv in den Töpfen gerührt hatte. Geschmeckt hat es aber trotzdem.

Ich bin froh, das du nachts zur Zeit schlafen kannst und nicht dauernd geweckt wirst. Ich hoffe es darf noch recht lange so bleiben. Schlaflose Nächte sind das meist Kraftraubende - das weiss ich aus eigener Erfahrung. Die letzten 2 Jahre wo Erik bei uns war konnte ich keine einzige Nacht mehr durchschlafen. Manchmal wurde ich bis 5 x geweckt und oft hat es viel Zeit beansprucht bis Erik sich wieder schlafen legte. Seine Nachtbekleidung war dieselbe wie bei deiner Schwiegermutter, einfach weil sich das für ihn als am einfachsten erwiesen hat - und somit auch für mich......

Mit der Zeit konnte ich mit ihm auch nicht mehr gut einkaufen gehen. Da habe ich angefangen alle Lebensmittel per Internet zu bestellen. Einmal in der Woche eine gross Lieferung, so hat es nicht mal extra gekostet und wir konnten die gewonnene Zeit anders nutzen. Dies war aber nur in der Schweiz möglich. In Schweden mussten wir einkaufen fahren. Dies habe ich aber möglichst zu Tageszeiten gemacht wenn wenig Leute im Geschäft waren. Somit hatte ich auch immer einen Parkplatz direkt beim Eingang des Geschäftes. Den Einkaufszettel habe ich dann in der Reihenfolge der Produkte im Laden geschrieben so das hin und her laufen vermieden werden konnte. Erik hat für mich den Einkaufswagen geschoben und mit diesem konnte er auch gleichzeitig besser laufen, wärend dem er auch das gute Gefühl des mir helfens haben durfte. Die Autofahrt war für ihn immer ein Vergnügen - er hat immer Ausfahrten geliebt, je schlechter er laufen konnte umso mehr liebte er diese.

Ich bin froh, das du ab und zu doch etwas Zeit zum durchatmen bekommst indem wenigstens ein Teil der Verwandtschaft dich ein bisschen entlastet. Du wirst ohnehin noch sehr viel Kraft brauchen, die du, wie du selber auch erkennst, dich leider mit dem vortschreiten der Demenz immer schneller verlassen werden.

Jetzt aber wünsche ich dir erst mal schöne omafreie Stunden am nächsten Sonntag. Geniesse es in vollen Zügen - du brauchst es dringend.

Sende dir ganz viele liebe Gedanken und liebe Grüsse. Schön das es dich gibt.

Ursula
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
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Johanna Erstellt: 24.10.07, 17:36

Hallo Ursula,

danke für deine unterstützenden und aufmunternden Worte.

Die letzten Tage waren ganz erträglich, so la la halt, aber jetzt sehe ich eine neue Schwierigkeit auf mich zukommen.

Meine Schwiegermutter hat noch 3 Schwestern. Die Älteste (82) ist alleinstehend, hat also keine eigene Familie. Sie lebt seit 1985 in einem Altenheim und seit ungefähr 1 1/2 Jahren hat sie auch geistig sehr abgebaut. Das hat sicher damit zu tun, dass das Altenheim komplett neu erstellt wurde und sie "umziehen" mußte. Seit Mai diesen Jahres hatte sie nun Probleme mit ihrem Magen/Darm. Sie mußte viel Erbrechen und hatte Durchfall. Nach 2 KH Aufenthalten hatte sie mehr als 30 Kilo (ehemals ca. 100 Kilo) abgenommen. Aber sie konnte wieder leichte Kost zu sich nehmen und auch normal verdauen.

Vor 4 Wochen haben wir (ich u. Schwiegermutter)sie besucht und ich hatte den Eindruck dass es ihr doch wieder besser geht. Doch nun letzte Woche lag sie im Bett und jammerte nur noch. Wir konnten sie nur ganz schlecht verstehen. Sie hatte wohl Schmerzen aber sie konnte uns nicht sagen wo. Auch der Arzt konnte nichts feststellen. Sie sagte nur sie will nicht ins Krankenhaus. Die Schwester berichtete mir auch dass ihr nichts mehr recht ist.

Seit Anfang der Woche hat sie nun wieder Erbrechen und Durchfall. Sie isst nichts mehr. Trinken tut sie noch. Der Arzt war gestern und heute bei ihr. Ihr Blutdruck ist sehr niedrig ( ca. 60) Der Arzt ist der Meinung, dass sie einfach keinen Lebenswillen mehr hat und will sie nicht gegen ihren Willen ins Krankenhaus einweisen. Ich bin der selben Meinung. Im Krankenhaus würden sie nur wieder Untersuchungen machen, die im Sommer schon ohne Ergebnis gemacht wurden. Diese Belastung möchte der Arzt und ich ihr ersparen.

Doch nun zu meinen Befürchtungen. Wie bringe ich meiner Schwiegermutter das alles bei?

Liebe Grüße Johanna
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
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LillNalle Erstellt: 25.10.07, 10:01


Liebe Johanna

Das mit der Schwester deiner Schwiegermutter stimmt einen schon traurig. Wenn sie aber wirklich keinen Lebenswillen mehr hat, ist es auch ihr Recht nicht jegliche Untersuchung über sich ergehen zu lassen - sprich dafür ins Krankenhaus zu gehen u.s.w. Da sie noch trinkt, könnte man ihr aber z.B auch Nahrungsgetränke geben und somit den Magen etwas schonen, damit es ihr vielleicht doch bald wieder etwas besser gehen darf. Was ich jedoch nicht verstehen würde ist, wenn man ihr die Schmerzen belassen täte.....Ich will jetzt aber dazu nicht mehr schreiben, weil ich finde das du ohnehin schon genügend Sorgen hast und dich nicht auch noch um diese Probleme kümmern kannst.

Zu deinen Befürchtungen: "Wie bringe ich meiner Schwiegermutter das alles bei?"

Musst du ihr das alles beigringen? Fragt deine Schwiegermutter so viel, will sie das alles wirklich noch verstehen können? Falls sie tatsächlich vieles fragt, obwohl sie gar nichts tun kann, welche Antworten wären dann in ihrem Falle vernünftig um nicht nur unnötigen zuätzlichen Schmerz zu verursachen, mit dem sie gar nicht mehr richtig umgehen kann? Manchmal finde ich sind Antworten wie: "Ich weiss es auch nicht, wir müssen es einfach nehmen wie es kommt", die best verständlichen für Demenzkranke und geben gleichzeitig das Gefühl mit diesem "nicht Wissen" nicht alleine dazustehen. Manchmal geht es doch eigentlich viel mehr nur um Mitgefühl - als das Wirkliche verstehen zu können.

Diesen Fehler, bei Erik zu versuchen "mein Wissen" mitzuteilen, habe ich zu oft gemacht, bis ich es entlich lernte. Schliesslich hatte dies meist nur für mehr Verwirrung gesort und ihm zusätzlich noch ein schales Gefühl einer Erwartung gegeben, mit der er nichts mehr anfangen konnte = Verzweiflung. Ich wünsche mir liebe Johanna das du diese Fehler nicht wiederholen musst. Einfache, kurze Antworten werden von Demenzkranken immer besser verdaut und falls man diese x-mal wiederholen muss ist es gleichzeitig auch für uns einfacher.

Ich wünsche dir viel Kraft, und bei weiteren Fragen, nur zu du weisst ja wo du mich findest.

Liebe Grüsse

Ursula
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
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Johanna Erstellt: 25.10.07, 15:27

Liebe Ursula,

ich werde mich leider um diese "Probleme" kümmern müssen. Ich habe nämlich vor 4 Jahren die offizielle Betreuung dieser " Tante" übernommen, weil meine Schwiegermutter dazu nicht in der Lage war und sie nicht wollte, dass jemand Fremder dies macht. Da ich sowieso schon die ganze Zeit zuvor den ganzen Schriftkram mit Sozialamt und so weiter für sie erledigt habe, habe ich die übernommen. Ich habe das meiner Schwiegermutter zu Liebe gemacht und auch weil sonst aus der Familie keiner dazu bereit war. Ich mußte ja meine Schwiegermutter ja sowieso immer bei den Besuchen begleiten. Die Schwester war früher die Magd auf dem Hof ihrer Eltern bzw. später des Bruders. Meine Schwiegermutter hat wohl ihrer Patentante auf dem Sterbebett versprochen, sich um ihre "große" Schwester zu kümmern.

So bin ich nun auch direkter Ansprechpartner für das Heim und den Arzt bzw. Sozialamt. Die Betreuung endet zwar mit dem Tod, aber die Angehörigen werden sich auch nicht kümmern können. Da sind nur noch die 3 Schwestern. Eine wohnt ca. 150 km weit entfernt und mit der anderen Schwester besteht kein besonders gutes Verhältnis.

Bleibt nur meine Schwiegermutter und das heißt ich und mein Mann.

Vor mehreren Jahren wurde darüber gesprochen, dass eben die Schwester im Heim, beim Todesfall, im 3er Grab meiner Schwiegereltern bestattet werden soll. Damals hatten einige Geschwister meines Mannes dagegen Einwände. Inzwischen aber sind sie doch einverstanden. Das hat mein Mann abgeklärt und so wird es auch werden.

Ich habe meiner Schwiegermutter noch nichts vom Gesundheitszustand ihrer Schwester gesagt. Sie hat sie ja letzte Woche selbst gesehen. Aber seither nicht mehr von ihr gesprochen. Ich warte und wenn es so kommt, dann ist es auch Gottes Wille. Das wird sie fürs Erste Verstehen.

Ich danke dir für deine Unterstützung.

Liebe Grüße Johanna
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
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Johanna Erstellt: 30.10.07, 17:58

Hallo zusammen,

ich bin total erschöpft und weiß grad nicht wo mir der Kopf steht. Die Schwester meiner Schwiegermutter ist am Samstag verstorben. Ich bekam am Samstag morgen um 5.00 Uhr einen Anruf, dass sie nachts teilweise nicht mehr ansprechbar war. Wegen meiner Schwiegermutter konnte ich aber nicht einfach losfahren. Um 8.00 Uhr habe ich im Heim angerufen da hatte sie sich wieder etwas gefangen und war auch wieder bei vollem Bewußtsein. Nachdem ich meiner Schwiegermutter das Mittagessen gebracht hatte fuhr ich ins Heim. Meine Tochter passte solange auf die Oma auf. Als ich ins Heim kam hat sie mich sofort erkannt aber eigentlich hat sie auf meine Schwiegermutter gewartet. Ich versuchte ihr zu erklären, dass ihre Schwester starke Rückenschmerzen hat und deswegen nicht mitkommen konnte. Sie atmete schwer und es viel ihr schwer loszulassen. Ich hielt ihre Hand aber ich war ja nur ihre Betreuerin und keine Verwandte. Aber trotzdem glaube ich, dass es ihr dadurch dass ich da war doch besser ging. So machte ich zum ersten Mal in meinem Leben die Erfahrung einen Menschen in den Tod zu begleiten. Die Situation kann ich noch nicht näher beschreiben aber es geht mir schon sehr zu Herzen.

Als ich wieder nach Hause kam versuchte ich meiner Schwiegermutter zu erklären was geschehen ist. Sie hat im Augenblick verstanden, dass ihre Schwester verstorben ist hat auch ein wenig geweint, aber ihre Rückenschmerzen waren viel wichtiger und deshalb hat sie der Tod ihrer Schwester nicht weiter belastet.

Am Freitag war ich schon wegen der Rückenschmerzen beim Hausarzt, der Novalgintropfen verschrieben hat. Aber die haben nicht richtig gewirkt. Am Montag war ich dann mit ihr 2,5 Stunden beim Orthopäden zum Röntgen. Ergebnis: Osteoporose an der Wirbelsäule. Er hat ihr 2 Spritzen Kortison gegeben. Aber bis jetzt brachten die auch keine Erleichterung. Ganz nebenbei habe ich die Bestattung organisiert. Heute nach der Beerdigung war ich wieder mit Schwiegermutter beim Hausarzt. Sie sagte dass die Wirkung der Spritzen erst mit der Zeit einsetzt. Sie hat jetzt rote Backen vom Kortison. Also könnten die Schmerzen ja nun auch langsam aufhören. Sie hat auch die Lunge abgehört und nichts festgestellt, auch der Urin war i.O. Ihr Rat meine Schwiegermutter soll sich mehr bewegen. Aber am liebsten liegt sie nur noch, weil jede Bewegung schmerzt. Starke Schmerzmittel kann sie wegen ihrem Magen nicht nehmen.

Ich bin jetzt einfach nur noch müde. Und mein Kopf ist leer oder überfüllt? Ich weiß es nicht.

Es grüßt euch Johanna
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
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LillNalle Erstellt: 30.10.07, 19:26

Liebe Johanna

Nachdem was du gerade durchmachst ist dein Kopf sicher beides - sowohl leer wie auch überfüllt. Überfüllt von den vielen Eindrücken und leer als Selbstschutz damit du es er/tragen kannst......

Ich nehme dich an dieser Stelle einfach mal ganz lieb in den Arm.

Auch wenn es für dich stressig war und alles andere als leicht, so finde ich es doch sehr schön das du die letzten wachen Momente bei deiner Tante sein durftest. Ich bin mir sicher das du durch ihre Hand zu halten, es ihr um einiges erleichtert hast los lassen zu können. Auch wenn du nicht Verwandt bist, so warst du doch eine vertraute Person für sie. Du hast ihr in den letzten minuten Nähe geschenkt und dies wird dir selber eine Hilfe sein um sie los zu lassen. Deine Schwiegermutter hat dies im verlauf der eigenen Demenz ein stück weit schon im Vorfeld getan. Das sind solche Momente wo ich die Demenz wiederum als sehr Human anschaue.

Ich hoffe das deine Schwiegermutter bald wieder mit weniger Schmerzen klar kommen darf, damit sie sich auch wieder mehr bewegen kann. Aber so wie es jetzt um ihre Schmerzen steht kann man das wohl schlecht erwarten.

Es gibt Schmerzmittel die für den Magen sehr belastend sind und wiederum solche wo für den Magen recht schonend, dafür aber die Leber oder Nieren strapazieren. Wenn aber die jeweiligen Organe soweit gesund sind stellt es meistens kein Problem dar. Die Pallette ist da recht gross und ich bin mir sicher das es auch etwas wirkungsvolles für deine Schwiegermutter gibt. Was bei den einen Patienten gut wirkt, kann aber wiederum bei anderen kaum Wirkung zeigen - das weiss ich aus eigener Erfahrung. Ich weiss auch das wenn Schmerzmittel kombiniert werden diese auch eine stärkere Wirkung haben. Das heisst halb so starke, dafür 2 verschiedene können manchmal mehr Wirkung zeigen als nur eine dafür höher Dosierte. Aber darüber musst du mit deinem Arzt reden damit eine gute Lösung für deine Schwiegermutter gefunden werden kann.

Ich wünsche dir viel Kraft und sende dir ganz viele liebe, mitfühlende Gedanken

Ursula
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyDo 29 Nov 2007, 20:51    © Admin
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Johanna Erstellt: 29.11.07, 10:58


Hallo alle zusammen,

in den letzten 4 Wochen ist bei mir einiges passiert. Nach der Beerdigung der Tante wurde meine Schwiegermutter immer passiver. Sie wollte kaum noch aufstehen und etwas essen oder trinken. Außerdem war sie bei jeder Bewegung kurzatmig und ich mußte die Hausärztin nach Hause kommen lassen, auch weil ihr Blutdruck Achterbahn fuhr. Das hieß dann Einweisung ins Krankenhaus.

Durch den Orts- und Personenwechsel bekam die Demenz einen riesigen Schub. Sie war natürlich ständig auf der Suche. Überstieg trotz starker Rückenschmerzen den Fallschutz am Bett und lief auf dem Gang herum. Das alles kann man im KH nicht gebrauchen. Also bekam sie Seroquel 1-0-3. Sie lag fast unbeweglich im Bett und wenn sie redete dann völlig wirr und kaum verständlich.

Untersucht wurde sie orthopädisch, neurologisch und auch Herz u. Lunge. Alles ohne neue Erkenntnisse. Dadurch weil sie orientierungslos war, fand sie natürlich auch nicht die Toilette. Nach der Schwester klingeln kann sie auch nicht mehr. Also hat sie den Harn zurückgehalten. Ergebnis: Harnwegsinfekt und Blasenkatheder. Den hat sie sich 2 x selbst gezogen, auch den Venenzugang hat sie sich selbst entfernt. Sie sollte im KH eine physiotherapeutische Behandlung bekommen. Aber sie ist 2 x gestürzt ( Seroquel?) und wurde mit jedem Tag unbeweglicher. Nun ist sie innerhalb von 2,5 Wochen fast unbeweglich und inkontinent geworden.

Ich habe alle Geschwister zusammengetrommelt und ihnen mitgeteilt, dass ich die Pflege zuhause so nicht mehr schaffe. Entweder ich müßte meinen Arbeitsplatz kündigen oder sie müßte ins Pflegeheim. Wobei ich ja schon in den letzten Monaten mit der Pflege und Betreuung an meine Grenzen gestoßen bin. Da von den Kindern keiner einen anderen Vorschlag hatte, ist sie nun seit letzter Woche im Pflegeheim.

Ich meine sie hat keine Ahnung wo sie ist. Sie kann nun wieder ein paar Schritte mit dem Rollator gehen. Und wenn ich sie nachmittags besuche, sitzt sie immer am Tisch mit ihrer Zimmergenossin (auch dement). Sie isst und trinkt zu wenig, d.h. man muss es ihr anreichen und selbst dann schüttelt sie immer öfter den Kopf und kneift den Mund zu. Durch die wenige Bewegung hat sie meist kalte Hände und Füße und die Verdauung funktioniert auch kaum. Gestern konnte sie wohl abführen aber sie konnte sich nicht bemerkbar machen und "dann gings in die Hose". Die Schwester hat mir gesagt, dass sie sich gegen das Saubermachen wehrt und auch laut widerspricht. Einmal hat sie zu mir gesagt sie geht jetzt dann heim. Aber ich glaube, dass sie von ihrer Wohnung keine Vorstellung mehr hat. Überhaupt denke ich, dass sie irgendwo in ihrer Jugendzeit "rumhängt". Sie hat mich auch nach ihrer Mutter gefragt. Was soll ich ihr denn sagen? Sie ist schon lange gestorben?

Die Medis wurden teilweise schon reduziert. Aber gestern ist sie um 16.30 Uhr gerade im Sitzen und während ich bei ihr saß und mit ihr sprach eingenickt.

Abends nach dem Essen ca. 18.00 Uhr kann sie das Pflegepersonal meist nur noch zu zweit ins Bett bringen, weil sie so müde ist.

Liebe Grüße Johanna
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
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LillNalle Erstellt: 29.11.07, 20:41

Liebe Johanna

Es tut mir sehr leid das sich der Zustand bei deiner Schwiegermutter so schnell verschlechtert hat.

Leider überträgt sich jede körperliche Verschlechterung auch stark auf die Demenz - und umgekehrt. Es ist wie ein Bumerang....Für uns fast unerträglich zu sehen, wie schnell die Demenzschübe plötzlich voranschreiten können. Geschweige noch, für uns selber mit den jeweilig neuen situationen Schritt zu halten und uns darauf einzustellen.

Alles in allem, so wie du die ganze, eure Situation beschreibst, glaube ich war der Entscheid mit dem Heim ganz gut. Wem würde es helfen, wenn du selber über deine Grenzen gehen müsstest und sich dadurch die ganze Situation nur weiter anspannt? Da ist es doch wesentlich besser, wenn du deine Schwiegermutter dafür oft im Heim besuchst und dich dann für die Zeit des Besuches, ganz auf sie und ihre Bedürfnisse einlassen kannst.

Das mit dem Waschen ist ein schwieriges Thema, weil es einfach auch ein eindringen in die Intimsphäre ist. Ich glaube wir alle hätten damit ein Problem. Wenn man dann aber noch durch die Demenz die Zusammenhänge der Notwendigkeit nicht mehr sehen könnte erst recht. Es braucht jedesmal viel Ruhe und Geduld damit die Dementen möglichst nachvollziehen können was da an ihnen "rumgefummelt" wird. Geduld und Ruhe ist aber manchmal, leider weder Zuhause noch in einem Heim gegeben.

Trinken und essen ist gar nicht so einfach wenn weder Durst- noch Hungergefühl da ist. Ich habe dann meist mit Erik zusammen was getrunken und so wurde nach jedem "zu prosten" wieder ein Schluck genommen. Jedes mal habe ich gesagt wie gut dies schmeckt und gleichzeitig dazu ein Gesicht wie in der Werbung gemacht. Eine gewisse Zeit hat dies auch ganz gut funktioniert. Später hat er mir dann geholfen mein Glas leer zu bekommen, weil ich dafür doch "seine Hilfe" brauchte. Als dann auch das fast nicht mehr möglich war, ging es aber nochmals eine weile mit Eisstengeln gut. Komisch, daran immer wieder mal zu lutschen hat bei ihm bis fast zum letzten Tag funktioniert - vermutlich wegen der Erfrischung.

Wenn deine Schwiegermutter nach ihrer Mutter fragt: Wäre es nicht eine Möglichkeit ihr dann so zu antworten: "Ach ja, ich soll dir ganz liebe Grüsse von ihr auszurichten und sie wird dich bald mal besuchen kommen. Sie denkt so viel an dich u.s.w.". So, oder ähnliches könntest du ihr jedes mal sagen. Das würde sie für den Moment beruhigen - und der gerade aktuelle Moment ist ja das, was für sie zählt......Würdest du ihr aber sagen das ihre Mutter schon lange tot ist, würde sie unweigerlich die Trauer und den Verlust immer wieder von neuem erleben müssen.

Wo Erik mit mir immer nach Hause kommen wollte. Habe ich anfänglich versucht ihm zu erklären wieso dies nicht mehr möglich sei. Diese Endgültigkeit hat ihn jedoch verständlicherweise einfach nur wütend, enttäuscht und zu tiefst traurig gemacht. Also musste ich mir eine andere Antwort einfallen lassen. So habe ich angefangen zu sagen, das er erst wieder gesund werden müsse und sobald dies der Fall ist er selbstverständlich wieder zu uns kommen werde. Diese Antwort konnte er besser annehmen, weil seine Situation somit nicht mehr Definitiv war und für ihn Hoffnung offen liess.

Das mit dem mitten im Gespräch einschlafen, kenne ich sehr gut. Erik hat dies oft sogar mitten im essen geschafft, mit der Gabel kurz vor dem Mund. Einerseits können dies die Medikamente bewirken, aber ich glaube das hat auch mit der überstimulation des Gehirns eines Dementen zu tun, was sicher oft sehr müde macht.

Wie es aussieht, fällt das sprechen deiner Schwiegermutter auch immer schwerer. Vielleicht kannst du ihr dafür die Hände und Füsse etwas massieren, so das sie es geniessen kann. Liebevoller Körperkontakt gibt ihr vermutlich in der Phase wo sie jetzt ist mehr als lange Gespräche.

Bitte teile dein weiteres Erleben und deine Gedanken dazu immer wieder mit. Das was du jetzt durch machst ist alles andere als einfach. Gerade darum ist es auch so wichtig wenn man wenigstens darüber reden/schreiben kann. Mir persönlich hat dies schon sehr viel geholfen.

Fühl dich ganz lieb umarmt. Ich sende dir viele mitfühlende Gedanken und viel, viel Kraft.

Ursula
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyMo 03 Dez 2007, 17:50    © Admin
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Konny 3.12.07, 11:43

Hallo Johanna,

als ich gerade deinen letzten Beitrag gelesen habe, dachte ich du sprichst von meiner Schwiegermutter. Es ist alles genauso abgelaufen - auch ohne sedierende Medikamente! Nachdem sie im Juli eine Gürtelrose im Gesicht hatte, ging es so rapide abwärts, das man quasi jeden Tag etwas feststellen mußte, was nicht mehr funktionierte.

Leider ist sie nun vor 4 Wochen verstorben (leider für uns, nicht für sie) und ich kann aus meiner Sicht nur sagen, das deine Entscheidung für das Heim die vollkommen richtige war. Ich habe meine Schwiegermutter gerne gepflegt, aber die letzte Zeit hätte ich zu Hause nicht überstanden.

Auch meine Schwiegermutter hat dauernd nach ihrer Mutter gefragt. Ich habe es so gehalten, das ich sie nie belogen habe, d. h. wenn sie gefragt hat, ob es ihrer Mutter gut geht, habe ich gesagt, "zu Hause ist alles in Ordnung" und eben je nach Fragestellung andere Umschreibungen. Hat sie mich allerdings gefragt ob ihre Mutter noch lebte (was auch regelmäßig vorkam, weil sie glaube ich tief drinnen wußte, das ihre Mutter tot ist) habe ich mit dem Kopf geschüttelt. Danach war sie meist stundenlang tieftraurig, aber ich hatte das Gefühl, das sie mir vertraut und auch bei anderen Dingen weiß, das sie sich auf mich verlassen kann. Ich bin ganz gut mit dieser Methode gefahren.

Ich habe in der letzten Woche im Krankenhaus eine Pflegerin getroffen, die mir gesagt hat:

"Man sollte einen Demenzkranken da abholen, wo er sich zeitlich gerade befindet und versuchen ihn ein Stück des Weges zu begleiten.

Ich finde, das trifft es sehr gut.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit.

Liebe Grüße

Konny
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
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LillNalle Erstellt: 4.12.07, 10:25


Liebe Konny

Ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen. Du hast es sehr gut formuliert: Der Tod deiner Schwiegermutter ist ein "leider" für euch, wärend es für sie selber eine Erlösung war. So habe ich es auch bei Erik empfunden. Für uns selber hinterlässt es erst mal einen leeren Raum und es braucht seine Zeit bis das Vermissen nicht mehr arg so weh tut....

Ich wünsche euch viel Kraft und sende dir ein grosses Dankeschön das du uns hier an deinen Erfahrungen teilnehmen liessest - und vielleicht (hoffentlich) auch weiterhin noch tun wirst.

Sei ganz lieb Gegrüsst mit mitfühlenden Gedanken

Ursula
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyMi 19 Dez 2007, 19:19    © Admin
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Johanna Erstellt: 15.12.07, 18:11

Hallo Ursula und alle anderen,

ich danke euch für euer Mitgefühl. Es tut wirklich gut mit jemandem zu reden/schreiben der "wirklich" mitreden kann.

Meiner Schwiegermutter ging es zuerst wieder etwas besser als sie wieder mehr Schmerztropfen bekam. Sie konnte immerhin ein paar Schritte mit dem Rollator gehen und auch zur Toilette. Allerdings nur mit Begleitung. Sie machte eigentlich einen einigermaßen zufrieden Eindruck. Am Dienstag nachmittag haben wir zusammen sogar ein paar Adventslieder gesungen und sie hat auch selbstständig Tee getrunken. Vormittags war jemand vom Amtsgericht bei ihr w/ Betreuung und am Mittwoch der MDK w/ höherstufung Pflegestufe. Am Mittwoch gegen Mittag war auch ihre Hausärztin da und sie saß mit ihrer Zimmerkollegin am Tisch. Sie hat die Ärztin zwar nicht erkannt aber die Untersuchung ergab keinen Hinweis auf wesentliche Verschlechterung seit sie im Heim ist. Als ich am Mittwoch nachmittag zu ihr kam lag sie im Bett und schließ tief. Sie war kaum wach zu kriegen. Auch die Schwester hatte alle Mühe. Und als wir sie zusammen aufsetzen wollten, hat sie sich gewehrt und die Augen fielen ihr wieder zu. Sie konnte kaum ein verständliches Wort sagen und wir haben sie im Bett liegen lassen. Sie fiel in so eine Art Dämmerzustand. Dies wird jetzt jeden Tag stärker und länger. Die Schwester sagte mir dass sie morgens noch aus dem Bett mit Rollator zur Toilette und Tisch geht. Das war Donnerstag u. gestern noch so. Doch heute war nicht mal mehr das möglich. Als ich heute um 10.00 Uhr zu ihr kam saß sie zwar im Rollstuhl am Tisch, aber ihr Kopf hing vorneüber und sie döste schon wieder. Auch das Trinken geling nur noch schlecht. Sie drückt mit Kraft die Hand mit dem Becher weg, egal bei mir oder der Schwester. Heute morgen hat sie auch Medikamente im Mund behalten und später als die Schwester weg war wieder ausgespuckt. Beim Essen wehrt sie sich auch immer. Sie isst höchstens noch 2-3 Löffel. Am besten geht noch Suppe aus der Schnabeltasse, mit viel Geduld so wie beim Trinken. Ich habe dann eine Schwester um Hilfe gebeten. Sie soll sie doch ins Bett legen. Sie hat kein bisschen mitgeholfen und dann hat sie uns beschimpft (solche Worte hab ich noch nie von ihr gehört ) wir sollen sie in Ruhe lassen. Die Ärztin meinte wir sollen auf "Alles" gefasst" sein.

Ich mache mir natürlich Gedanken, ob es richtig war sie ins Heim zu bringen. Aber ihr körperlicher Zustand - ich weiß ich schaffe das nicht. Aber es ist schon schwer sie so zu sehen. Ich versuche einfach jeden Tag einige Zeit bei ihr zu sein.

Liebe Grüße Johanna
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyMi 19 Dez 2007, 19:20    © Admin
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frisbee Erstellt: 16.12.07, 13:18

Hallo Johanna,

ich habe diesen Beitrag nicht in allen Einzelheiten durchgelesen, aber soviel habe ich erkannt: Du hast Dir sehr viel aufgeladen und Du hast meine volle Hochachtung, dass Du dies alles auf Dich genommen hast.
Es ist keine Schande sich einzugestehen, dass man an seine Grenzen gestossen ist, im Gegenteil es ist ein grosser Schritt, es ist auch eine Form von Grösse, dies rechtzeitig zu erkennen. Deine Entscheidung war mit Sicherheit richtig. Es ist an der Zeit, dass auch Du dies für Dich erkennst. Wer noch nie eine/n Angehörige/n mit Demenz, egal welcher Form, hatte, bzw. betreut hat, der kann die psychische und auch physische Belastung niemals auch nur erahnen.
Ich und bestimmt auch viele andere hier wissen, wie Du Dich fühlst. Vielleicht hilft Dir dies: Es gibt keine Fehler, es gibt nur Entscheidung, die zu dem Zeitpunkt, als sie getroffen wurden, gut und richtig erschienen.

LG Marion
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyMi 19 Dez 2007, 19:22    © Admin
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LillNalle Erstellt: 17.12.07, 10:35

Liebe Johanna

Ich möchte mich den Worten von Marion anschliessen. Danke Marion.

Auch ich bin der Meinung das deine Entscheidung mit dem Heim gut war. Es ist sehr wichtig seine eigenen Grenzen einzusehen und zu akzeptieren. Ich hatte die Pflege zu Hause eigentlich schon weit über meine physischen und psychischen Grenzen hinaus gemacht. Und wenn man Pflege in 2 Ländern betreibt, dann ist Fremdhilfe entweder unmöglich, oder wird nicht mehr sinnvoll. Ich hätte so gerne Erik bis zum Schluss zu Hause gepflegt. Aber was tun wenn die Kraft nicht mehr ausreicht? Der eigene Körper an allen Ecken und Enden schon reagiert und man schlussentlich selber plötzlich ins Krankenhaus gehen müsste? Wenn man zusätzlich noch Verantwortung seinem Lebenspartner, oder den eigenen noch nicht erwachsenen Kindern gegenüber trägt (falls man Kinder hat)?....Ich bin davon überzeugt das ein geplanter, wohl überlegter Heimeintritt wesentlich besser ist als wenn plötzlich, irgendwelche Schnellschüsse zur Notlösung gefunden werden müssten. Pflege braucht Kraft und wenn uns diese verlässt ist schlussentlich auch keine gute Pflege mehr möglich. Ist es da nicht sinnvoller die Hauptpflege einem Heim zu überlassen, dafür jeden Tag zu Besuch zu kommen (so wie du das auch tust liebe Johanna) und die Zeit die man dann wirklich für unsere lieben Dementen hat sinnvoll, ganz auf sie gerichtet zu gestalten? Mein schlechtes Gewissen war immer wieder da, egal was ich gemacht habe. Weil dieses einfach weder meine Grenzen noch meine Unvollkommenheit akzeptieren wollte. Spätestens da ist mir wieder bewusst geworden wieso wir auch mit einem Verstand ausgerüstet wurden, einem Verstand der als einziger vorsorgende Entscheidungen treffen kann und dies auch tut wenn wir es zulassen. Der Preis ist, mit dem schlechten Gewissen zu leben - aber nach meinen heutigen Erfahrungen müssen wir dies so oder so.

Ausserdem ist es auch ein wesentlicher Unterschied ob es um Eltern oder sonst nahe Menschen geht, oder ob es sich um einen Lebenspartner handelt, wo man vielleicht schon 30, 40, oder 50 gute gemeinsame Jahre lang, das alltägliche Leben teilte und ein Leben ohne diesen Partner sich selbst nicht mehr vorstellen kann.

Nun zu deinen Zeilen wegen der Müdigkeit deiner Schwiegermutter, und dem fast nichts mehr essen und trinken wollen.

Auch Erik hatte schrittweise immer öfters und vermehrt seine Schlafphasen. Oft sass ich dann neben ihm und habe einfach schweigend sein Gesicht studiert. Wenn er beim schlafen entspannt und ruhig aussah, habe ich es ebenfalls genossen. Schlafen finde ich, ist doch eine sehr schöne "Beschäftigung" wenn man dies ohne Alpträume kann. Manchmal habe ich ihn dann auch ganz sanft über die Wangen gestreichelt, oder seine Hand gehalten. Manchmal hat es ihm ein lächeln ins Gesicht gezaubert, ohne aufzuwachen. Für mich waren auch dies ganz wertvolle, entspannende Stunden - ein gegenseitiges Geniessen, jedes auf seine Art und doch irgendwie gemeinsam.

Das schlechte essen und trinken.......Ich versuchte dauernd abzuwägen ob er Schmerzen hat und es vielleicht daran liegen könnte. Wenn nicht, so ging es meist, ihm mit viel Geduld immer wieder mal ein Löffel essen zu geben, oder zu einem schluck Trinken zu verführen - ohne Zwang. War es all zu wenig, habe ich dafür gesorgt das er Nahrungsgetränke bekommen hatte. Manchmal war dies jedoch ein Kampf, weil solche Getränke ziemlich teuer sind und man gerade da auch gerne sparen wollte.....Gegen den Schluss seines Lebens hat logischerweise dies dann auch nicht mehr funktioniert. Sein Körper hatte angefangen sich auf`s sterben vorzubereiten und für mich galt es dies zu akzeptieren und einfach dafür zu sorgen das er keine Schmerzen haben musste.......In der Zeit habe ich dann im Heim gewohnt - Tag und Nacht. Durfte mit ihm den Kampf zwischen noch leben wollen und dem sich schlussentlich auf`s sterben vorbereiten, soweit dies überhapt möglich ist, mit ihm gemeinsam gehen. Eine eindrückliche, mich stark prägende Zeit wo ich aber zu einem späteren Zeitpunkt mehr darüber schreiben werde. Dann wenn es für jemanden von euch aktuell werden sollte - alles zu seiner Zeit. Bis dahin bin ich dran, dies für mich selbst erst richtig zu verarbeiten.

Vielleicht wäre es für dich auch interessant die Pdf Datei mal zu lesen. "Über Schmerzen bei Demenzkranken" - falls du sie nicht schon gelesen hast.

http://server20.hostplanet.ch/demenz-forum.ch.vu/Schmerz-Demenz_G._Schwarz_04.11.pdf

Ich wünsche dir viel Kraft. Sende dir viele liebe mitfühlenden Gedanken und hoffe das diese dich ein bisschen stärken dürfen.

Liebe Grüsse an dich und alle anderen hier

Eure Ursula
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyMo 21 Jan 2008, 09:52    © Admin
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Konny Erstellt: 20.12.07, 11:23

Hallo Johanna,

du kannst dir nicht vorstellen, wie ich mit dir fühle. Es war wirklich ganz genauso wie du es beschreibst.

Wenn die Pflegerinnen sie zum Schluss angefasst haben, hat sie sich so gewehrt und in dem Momenten, in denen sie noch sprechen konnte hat sie uns sogar gedroht, sie würde die Polizei holen, wenn wir sie nicht in Ruhe ließen.

Ich würde dir raten, nimm die Aussage der Ärztin "Seien sie auf alles gefaßt" sehr ernst.

Ich wünsche dir alles alles Gute und vor allem die Kraft mit dem Erlebten umzugehen.

Viele Grüße

Konny
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyMo 21 Jan 2008, 09:53    © Admin
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Johanna Erstellt: 27.12.07, 09:12

Hallo ihr Lieben,

meine Schwiegermutter durfte am 21. abends für immer einschlafen. Sie hat nach einer Atempause einfach nicht mehr angefangen zu atmen.

Weihnachten haben wir mit Unterstützung unserer Kinder und Freunde überstanden. Den Rest bewältigen wir auch noch irgendwie.

Liebe Grüße Johanna
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
Ich drehe mich im Kreis EmptyMo 21 Jan 2008, 09:55    © Admin
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Konny Erstellt: 27.12.07, 15:25

Hallo liebe Johanna,

ich möchte dir meine tiefste Anteilnahme aussprechen.

Ich wünsche dir alles alles Gute und das du für dich weißt, das du alles getan hast was das Beste zum jeweiligen Zeitpunkt für deine Schwiegermutter war.

Eine liebe Umarmung von

Konny
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
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frisbee Erstellt: 29.12.07, 10:20

Hallo Johanna,

auch von mir mein herzlichstes Beileid. Meine Mutter ist mal wieder im KH. Ich wünsche ihr so sehr, dass sie endlich ihren Frieden findet, so wie Deine Schwiegermutter. So wie Du das geschildert hast, einfach aufhören zu atmen und ganz friedlich einschlafen...auch wenns für die Angehörigen schwer ist und sie trauern, für den Betreffenden ist es doch die schönste Art ins nächste Leben zu treten.
Ich wünsche euch ganz viel Kraft und ganz viel Liebe.

Alles Gute
Marion
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BeitragThema: Re: Ich drehe mich im Kreis
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LillNalle Erstellt: 30.12.07, 10:50

Liebe Johanna

Ich möchte mich den Gedanken von Konny und Marion anschliessen.

Du hast mein ganzes Mitgefühl. Wie gut kenne ich das eigene Vaakum das entsteht, wenn unsere Befürchtungen dann wirklich eingetroffen sind. Zu verstehen das der Tod schlussentlich für unsere Lieben eine Erlösung war, ist eine Sache, unser Trauern und unsere entstandene Leere aber eine ganz andere. Ich bin nur froh, das eure Kinder und Freunde euch über Weihnachten beigestanden sind, was nicht zuletzt gerade an solchen "Feiertagen" sehr wichtig ist.

Wie du selber sagst, glaube auch ich das ihr den "Rest" auch noch bewältigen werdet. Aber es braucht seine Zeit und die eigene Geduld diese Zeit auch zu zu lassen. Dabei ist das darüber reden zu können sehr wichtig und genau so, das gemeinsame weinen dürfen.....

Ich wünsche euch viel Kraft, viele wertvolle Gemeinschaften die helfen die "schmerzliche Wunde" heilen zu lassen, so das mit der Zeit nur noch eine Narbe bleibt. Eine Narbe der Erinnerung, aber die nicht mehr so schmerzt.

Ich denke ganz fest an euch, so wie andere hier im Forum auch und hoffe das es wenigstens ein kleiner Trost sein darf.

Eine liebe Umarmung

Ursula
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